#der stuhl neben dem bett
das tischchen neben meinem bett
das tischchen ist der
stuhl neben meinem
bett das
tischchen dass ich aufstellte als
ich das erste mal in
quarantäne war ja das
erste mal und es tut seinen
dienst unverdrossen treu und stumm
es hindert die dinge daran zu
boden zu fallen indem es
zwischen oben und unten
eine neue ebene einzieht nämlich
darauf worauf auch einiges liegt
einiges was niemand sonst auf das
tischchen neben seinem bett legen
würde und genau das macht es auch
zum tischchen neben meinem Bett
es atmet meinen geist
Einladung zum Montagsgedicht am 30. Mai 2022. Das Stichwortlautet:
Der Stuhl neben dem Bett
Wer am Montag bis 16 Uhr einen Text zum Stuhl auf einem eigenen Blog her- und hinstellt und mit den Tags ‘montagsgedicht’ und ‘der stuhl neben dem bett’ verbindet, kann vielleicht teilnehmen.
Gutes Wörterrücken!
De redactie ontvangt graag suggesties voor bepaalde woorden.
© ausloeserin
Gedicht und Photo von pangarina-angelin-a
Vereinzeltes,
Übriggelassenes,
Ich kann kaum schlafen,
Nur Träume halte mich zusammen.Meine Monster starren mich an,
Aufgeschobenes,
Nicht ganz dreckiges,
Klamotten vergangener Tage.
Der Stuhl
Der Stuhl neben dem Bett
War wieder einmal Zeuge
Deines Besuches
Keine Angst
Er hat nichts gesehen
Ein Berg Anziehsachen
versperrt seinen Blick
Aber er hat alles gehört
Liebesgeräusche
Behagliches Flüstern
Schmetterlingsküsse
im Morgengrauen
An einem warmen Sommertag
Sie schlüpfte aus ihren Sandalen und stellte sie neben dem Bett unter dem Stuhl, ihr T-Shirt über den Kopf ziehend, hängte sie lose an die Armlehne, gleichwohl legte sie ihre Jeans säuberlich gefaltet auf den Stuhl. Als wollte sie den Moment der ersehnten Umarmung hinauszögern, trippelte sie im halbdunklen Zimmer zum Fenster, schob vorsichtig die Lamellen der Jalousien auseinander, um besser auf die Terrasse zu spähen, sich vergewissernd, nicht eifersüchtigen Blicken oder lauschenden Ohren ausgesetzt zu sein. Lautlos flitzte sie zurück und warf sich direkt auf dem Bett in seinen Armen. Er hatte schon befürchtet, dass sie ihm sagen würde – nicht jetzt, sonst könne man unten sie vielleicht hören.
(© ausloeserin)
der stuhl neben dem bett
der stuhl belauscht
nachtschränkchen
kühlschränkchenvertikale möbel
sind an betten
nicht interessiert
Der Stuhl neben dem Bett, oder: rote Augen
Es ist Nacht, der Himmel ruht,
wie gut doch diese Stille tut,
der Mond im hohen Himmelszelt,
vom Wolf beheult, vom Hund bebellt,
er über uns im Schlafe wacht,
bis sie vergeht, die dunkle Nacht,
behütet mich, ich dreh zur ander'n
Seite mich, die Augen wandern:
Stuhl am Bette neben mir,
er ist nicht leer,
etwas ist hier,
ein Wesen,
Schwärze,
Schatten,
Nichts,
ein Fehlen,
ausgeschnitten,
rote Augen, blicken,
starren, bohren,
drücken mir die
Luft ab,
kann nicht atmen,
rausgerissen
aus dem Universum,
Schattenschultern
über mich
gebeugt beäugt es
mich, kann mich nicht
wehren, nichtmal rühren,
spür die Decke, spür
die Last der
Atmosphäre,
dunkles Wesen,
hebt ganz lautlos
sich vom Stuhl,
ein zweiten Augen-
paar tritt näher,
beide reden, kann
nichts hören,
eines zeigt mit
seinem Nichts, das
einen Finger
formt, auf mich und
spricht etwas, das
and’re greift nach
hinten, holt ein
Messer
glänzend,
spiegelnd
rote Augen-
paare, zwei im Raum
und zwei im
Messer -
Herz und Körper
wollen rasen,
nur das Herz darf -
senkt sich nieder, auf die
Kehle,
_was geschieht hier?_
—
Doktor Disko (2022-05-26)
auf dem stuhl neben meinem bett wohnt eine winzige englische familie. vater, mutter, fünf kinder, das pony, die katze, der hund klettern von der lehne herunter und ruhen sich am kissen aus. bei Nacht steht mein wecker neben dem kissen, und das handy lädt sich auf. manchmal sitzt dort auch eine tote alte frau, die vergessen hat, dass sie alt und tot ist, aber da sie höchstens ein paar metaphorische gramm wiegt, lasse ich sie; nichts zerdrückt unter ihr, keine uhr, kein telefon, keine katze, kein kind, kein pony, nur der hund knurrt leise und mag sie nicht.
ich erlaube mir zwei Zimmer in einem steht mein Bett im nächsten der Stuhl ich esse was vom Himmel fällt Kleider trage ich nicht zum Waschen gehe ich an den Fluss
Der Mann mit dem Apallischen Syndrom
Der Mann im letzten Zimmer sprach nicht. Das lag daran, dass er auf dem Weg zum Bäcker einen Lastwagen übersehen hatte.
Als er im Frühjahr von der Intensivstation kam, sahen alle auf seiner Brust das riesige Hakenkreuz. Auf seinem Rücken war ein tätowiertes Bild: Zwei Menschen, die einen dritten treten, der am Boden liegt.
Er hatte einen Schlauch, der direkt in den Magen führte, und regelmäßig Stuhlgang. Er atmete alleine. Er schwitzte und fror. Wenn ihm etwas nicht passte, grummelte er und knirschte mit den Zähnen. Ansonsten bewegte er sich nicht. Die Schwestern und Pfleger mochten ihn, sie nannten ihn beim Vornamen und streichelten seinen Arm. Dabei erzählten sie ihm Geschichten, dann sank sein Puls. Im Sommer kauften sie ihm einen Ventilator.
Im Herbst verschwand er so plötzlich wie er gekommen war. Der Stuhl neben seinem Bett war immer frei. Er hatte niemals Besuch.
Dichtstuhl
Vom Himmel fällt heut’ Sternenbrei,
Nicht hier, doch da, das sind Raketen.
Das ist nicht in der Mongolei,
nicht da, doch dort, und kost’ Moneten.
Im Fluß treibt eine Leich’ vorbei,
Nicht jetzt, doch eben, hieß Mal Misha,
Im Dorf bricht eine Kirch’ entzwei,
nicht eben, jetzt, die wird nicht frischer.
Im Wald wird jemand abgestochen,
nicht rechts, da links, gleich bei der Buche.
Auf Google trendet das seit Wochen,
nicht runter, raufer, Bildersuche.
Das ist der Krieg, der Krieg ist scheiße,
doch nicht bei uns, da ist er richtig.
Die Weste ist bei uns ‘ne weiße,
nicht schwarz wie dort, das ist uns wichtig.
Das ist der Stuhl neben dem Bett,
der wurd’ gekackt, das war nicht nett.
Passiert uns nicht, nur unserem Po,
So sind nicht wir, die Welt ist so.
Einladung zum Montagsgedicht am 30. Mai 2022. Das Stichwortlautet:
Der Stuhl neben dem Bett
Wer am Montag bis 16 Uhr einen Text zum Stuhl auf einem eigenen Blog her- und hinstellt und mit den Tags ‘montagsgedicht’ und ‘der stuhl neben dem bett’ verbindet, kann vielleicht teilnehmen.
Gutes Wörterrücken!
De redactie ontvangt graag suggesties voor bepaalde woorden.
Herren und Diener
Geh ich schlafen geb ich ihm Hemd und Hose.
Die hält er dann mit beachtenswerter Pose
Die ganze Nacht bis dass der Morgen graut
Und macht dabei nicht einen einz'gen Laut.
Wenn man ihn fragen würde
gesetzt er hätte einen Schlund
Gäb’!s sprachlich eine kleine Hürde
Denn aus seinem Mund
Kämen nur Worte in breitem Wiener Dialekt.
A bisserl gmuedlich wär er, die Manieren sonst perfekt.
Er bestünde auf dem Titel Herrendiener
Ein Titel muss schon sein, er wäre sonst kein Wiener.
Für meine Garderobe hätte er ne Menge Tipps.
Zu jedem Hemd wüsste er den rechten Schlips.
Doch redete er bestimmt die ganze Nacht !
Zwei Tage mehr und er übernähme hier die Macht.
Dass ich mit Sperrmüll drohte war gewiss nicht nett.
Doch ich bin wieder Herr und er
bloß ein Stuhl aus Wien an meinem Bett.
das tischchen neben meinem bett
das tischchen ist der
stuhl neben meinem
bett das
tischchen dass ich aufstellte als
ich das erste mal in
quarantäne war ja das
erste mal und es tut seinen
dienst unverdrossen treu und stumm
es hindert die dinge daran zu
boden zu fallen indem es
zwischen oben und unten
eine neue ebene einzieht nämlich
darauf worauf auch einiges liegt
einiges was niemand sonst auf das
tischchen neben seinem bett legen
würde und genau das macht es auch
zum tischchen neben meinem Bett
es atmet meinen geist