#deutsche lyrik
Mit Edelsteinstaub im Haar
und Fingernägeln aus Blut
tanze ich die ganze Nacht
um Dich herum
Doch gleich einer Glühbirne
von Motten umschwirrt
scherst Du dich nicht darum
ob ich verbrenne
Du leuchtest einfach weiter
Happy New Year
als es eines tages
soweit war und wir
uns
näher kamen
sah ich dich
zum ersten mal
ganz ohne
lückenfüller
meiner phantasie
plötzlich war ich
gar nicht mehr so
versessen
auf dich
du hattest dich
entzaubert
du bleibst mein
unsichtbares
publikum
ich lebe weiter
unter deinen augen
probe einsam
für den tag
an dem du
mich erkennst
und siehst
was du
in mir
verkannt
und deine
stille reue
wird mein
schattentrost
Ein lautes Krachen
in meinem Becken
kündigte vor ein paar Tagen
deinen Abschied anMeine Knochen
hatten also beschlossen
dich wieder freizugebenIch helfe mit und streiche mir
auch deine letzte Berührung
aus der Haut(An diese schale Umarmung
will ich mich sowieso
nicht lang erinnern.)
da in mir
wo früher
soviel gefühlt wurde
ist es jetzt
leer
da wohnt jetzt
ein gar nichts
ein lass mich in ruhe
ein ist mir egal
ein weiß ich nicht mehr
ein weiß
Jetzt im Frühling
Weht der Wind wieder
Deinen Duft zu mir
Ich schließe die Augen
Versinke tief und wundere mich
Wie merkwürdig still es bleibt
Während Du in mir
Alles umreißt, aufwühlst, anrührst
Eines Tages
begannen unsere Sätze
alt zu klingen
Die Stille
die Sehnsucht
die Wut
wurden
größer
Eine Armlänge
reichte nicht mehr
uns zu retten
Wir sprachen
zuwenig
zuviel
Geschenk war
jede einsame Stunde
so schön leer die Wohnung
wenn Du zum Einkauf
gingst
Verzeih
Ich hielt uns
Nicht mehr aus
Im Kellerloch, doch im Kopf die großen Bühnen gesehen.
Atari T-shirt
Auch ich tanze.
Ironisch vermessen,
Ich hab nichts vergessen,
Ich kenne die Leere,
Ich kenne die Schwere,
Ich tanze, ich tanze
In ironischem Glanze.
Hannah Arendt ❤
Mit 40 Jahren schlenderte Franz Kafka (1883-1924), der nie geheiratet und keine Kinder hatte, durch den Berliner Steglitz-Park, als er ein junges Mädchen traf, das sich die Augen ausweinte, weil es seine Lieblingspuppe verloren hatte. Sie und Kafka suchten erfolglos nach der Puppe. Kafka sagte ihr, sie solle ihn am nächsten Tag dort treffen und sie würden wieder suchen.
Am nächsten Tag, als sie die Puppe immer noch nicht gefunden hatten, gab Kafka dem Mädchen einen von der Puppe “geschriebenen” Brief, in dem stand: “Bitte nicht weinen. Ich bin auf eine Reise gegangen, um die Welt zu sehen. Ich werde dir von meinen Abenteuern schreiben.”
So begann eine Geschichte, die bis zum Ende von Kafkas Leben weiterging.
Als sie sich trafen, las Kafka seine sorgfältig verfassten Briefe mit Abenteuern und Gesprächen über die geliebte Puppe vor, die das Mädchen bezaubernd fand. Schließlich las Kafka ihr einen Brief mit der Geschichte vor, die die Puppe nach Berlin zurückbrachte, und er schenkte ihr dann eine Puppe, die er gekauft hatte.
“Die sieht meiner Puppe überhaupt nicht ähnlich”, sagte sie. Kafka übergab ihr einen weiteren Brief, in dem er erklärte: “Meine Reisen, sie haben mich verändert.” Das Mädchen umarmte die neue Puppe und nahm sie mit nach Hause. Ein Jahr später starb Kafka.
Viele Jahre später fand das nun erwachsene Mädchen einen Brief in einer unbemerkten Spalte der Puppe. In dem winzigen, von Kafka unterschriebenen Brief stand: “Alles, was du liebst, geht wahrscheinlich verloren, aber am Ende wird die Liebe auf eine andere Art zurückkehren.”
- Verfasser unbekannt -
Das Leben ist viel zu kostbar,
als dass wir es entwerten dürften,
indem wir es leer und hohl,
ohne Sinn, ohne Liebe und letztlich
ohne Hoffnung verstreichen lassen.
Václav Havel
Für Ninon
Daß du bei mir magst weilen,
wo doch mein Leben dunkel ist
und draußen Sterne eilen
und alles voll Gefunkel ist,
daß du in dem Getriebe
des Lebens eine Mitte weißt,
macht dich und deine Liebe
für mich zum guten Geist.
In meinem Dunkel ahnst du
den so verborgnen Stern.
Mit deiner Liebe mahnst du
mich an des Lebens süßen Kern.
Hermann Hesse-
Dezember 1927
Ach, ihr Seelendreher,
Ach, ihr Geisterseher,
Kluge Psychologen!
Euch kommt angeflogen,
Was wir nie ergründen:
Unsre dunkeln Sünden
Unser Weh und Ringen,
Unser Träumen, Singen,
Unser Kämpfen, Gären
Wißt ihr zu erklären.
Ihr kennt wohl Bescheid
Tief in unserm Leid.
Ängsten uns die Hexen,
Sprecht ihr von Komplexen.
Starren aus den Ecken Fratzen,
die uns schrecken,
Quält uns Gott und Satan,
Gleich rückt euer Rat an,
Und prophetisch-pythisch,
Psychoanalytisch.
Sucht ihr krumm und grade
Unsre Seelenpfade.
Eure Worte alle sind
die Mausefalle,
Uns mit Speck und Brocken
Aus uns selbst zu locken.
Eure Lehrergesten
Sollen die Gebresten
Unsrer Seele meistern.
— Dringt mit euern Geistern.
Seid ihr noch so weise,
Nicht in unsre Kreise!
Haltet euch bescheiden
Hinter unsern Leiden!
Schleicht nicht wie die Diebe
uns in Haß und Liebe!
Sonst kann sichs begeben,
Daß wir uns beleben,
Daß sich unsre Hemmung,
Sperrung und Beklemmung
Plötzlich eurer wehrt
Und euch fliegen lehrt,
Werte Psychologen,
In graziösem Bogen.
Erich Mühsam
© ausloeserin