#thüringen
Sophienheilanstalt
Friedrichroda erhält endlich die gebührende Anerkennung für “10 Jahre Ignoranz und Akzeptanz von Naziaufmärschen, NS-Verharmlosung und Menschenhass“.
In Mobilisierung auf die Antifa-Demo gegen den Volkstrauertag, die in Friedrichroda bei Gotha am 17.11 stattfinden wird, verlieh das Antifa-Bündnis Gotha der Stadt den"Goldenen Scheißhaufen”.
Dokumentiert: Laudatio zur Preisverleihung des
GOLDENEN SCHEIßHAUFENS
an die Eingeborenen von Friedrichroda
Liebe Eingeborene,
heute ist Ihr großer Tag gekommen. Wahrscheinlich haben die Wenigsten von Ihnen schonmal etwas gewonnen, was sie wirklich verdient haben. Mit dem heutigen Tag, das darf ich Ihnen versprechen, kommt die Wende! Keine Angst, es ist keine Wende wie 1989, die die Wendeverlierer hervorgebracht hat, zu denen viele von Ihnen sich wohl heute zählen müssen. Keine Wende, die die Unsicherheit der gesellschaftlichen Ordnungsverhältnisse hervorbringt, wie die Arbeitslosigkeit, die die Marktwirtschaft gebracht hat und übrigens nicht die Ausländer. Was wir Ihnen heute bringen, ist eine Würdigung, die Ihnen keiner nehmen kann, wie das Geld für den Mallorca-Urlaub und die Ihnen keiner wegessen kann, wie die Bananen um die vor 25 Jahren noch geweint wurde. Wir bringen Ihnen heute den Goldenenen Scheißhaufen, die Auszeichnung für 10 Jahre Ignoranz und Akzeptanz von Naziaufmärschen, NS-Verharmlosung und Menschenhass.
Diese Auszeichnung haben Sie sich redlich verdient, liebe Eingeborene. Sie haben 10 Jahre lang geschwiegen, zugeschaut, mitgemacht als die Neonazis um NPD und Kameradschaften zum Volkstrauertag mit Fackeln durch diese Stadt zogen und die Mörder von Millionen Menschen verherrlichten. Die Stadtoberen haben es Ihnen ja schließlich vorgemacht und im Land der Mitläufer tut man, was einem gesagt wird, seine Pflicht – auch wenn sie einem nicht offen gesagt wird. Der Volkstrauertag, wie er überall begangen wird, gehört zum Deutschtum der Nazis wie die Ausländerfeindlichkeit und der Antisemitismus. An diesem Tag kommt zusammen, was zusammen gehört und was zusammen bekämpft werden muss: Deutschland und seine Nazis.
In diesen Tagen treten die Deutschen immer wieder aufs Neue den Beweis für die historisch erwiesene Tatsache an, dass in Deutschland nichts harmlos ist – nicht mal die Mahnung gegen den Krieg und schon gar nicht das Gedenken an die Kriegstoten. Im gemeinsamen Gedenken an die Kriegstoten aller Weltkriege, an Opfer vermeintlicher und wirklicher Diktaturen sollen die Unterschiede zwischen den Opfergruppen eingeebnet werden. Die von der deutschen Barbarei Ermordeten und die Widerstandskämpfer gegen diese werden mit den Mördern in das selbe Gedenken einbegriffen und am Ende dient dieser ganze Quatsch vor allem einem Zweck: Der Rehabilitierung der deutschen Vernichtungstruppen durch die Darstellung des Zweiten Weltkriegs als einem Krieg neben anderen und durch die Verharmlosung des Holocaust; als ob die grundlose Vernichtung des europäischen Judentums nur ein Gewaltexzess unter vielen war, der im Krieg eben vorkommt – wie Hungersnöte und Seuchen. Am Ende sind die deutschen Mörder und ihre Nachkommen wieder das, was sie schon immer sein wollten: Opfer. Opfer des Krieges, Opfer des Führers und seiner Clique.
Wolfgang Pohrt, der Biograph des deutschen Massenbewusstseins, brachte es auf den Satz, dass ein Deutscher eben keine schlechte Laune oder eigene Schlechtigkeit kenne, sondern nur eine schlechte Welt. Alle haben sich gegen die Deutschen verschworen: die Bolschewisten, die Juden, die Amerikaner und die Asylbewerber sowieso. Ein Volk von ehrlich arbeitenden Opfern – so sehen sich die Deutschen am liebsten. Die Deutschen langen nur zu, wenn sie bedroht werden und bedroht werden sie bekanntlich immer. Davon will man auch im beschaulichen Friedrichroda nicht abweichen. Hier steht die alte Volksgemeinschaft zusammen gegen Aufklärung und Emanzipation. Deswegen stört sich keiner daran, dass hier Neonazis jedes Jahr aufmarschieren und der deutschen Mordgemeinschaft von damals gedenken. Weil sich hier nichts geändert hat, die Deutschen immer noch vor allem in Krisenzeiten eines sind: eine Mordkollektiv im Wartestand.
Herzlichen Glückwunsch zum Preis, wir danken für gar nichts!