#erwachsen

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Ich bin gerade sehr glücklich, weil es funktioniert hat, was ich mir vorgenommen habe - schwimmen zu gehen am letzten Tag im Jahr und spazieren an der Havel, am Wasser, hier in der Gegend, die ich so sehr mag.
Gute Überfahrt ins Neue, gute Überfahrt auf die Pfaueninsel, ins Bewährte, immer anders. Schön, mich auch gehen zu spüren, entschlossene Schritte. Ich muss weinen, obwohl ich glücklich bin. Die glücklichsten Momente habe ich alleine (vgl. Tag 267), aber immerhin habe ich glückliche Momente. Ich weiß was mit mir anzufangen.

In der Schwimmhalle habe ich mich einfach treiben lassen, gerade aufs Wasser gelegt, meine Füße angeguckt wie sie herausragen und mich an den Wannsee erinnert. Und das wird Wannsee 2020 gewesen sein, denn Wannsee 2021 war nicht so glücklich wie davor. Ich hab mich auf den Rücken gelegt in der Schwimmhalle auf dem Wasser. Ich hab mich tragen lassen, mich abgegeben und dann musste ich lächeln, weil das nicht viele machen, weil es etwas ungewöhnlich ist, einfach nur dazuliegen auf dem Wasser.

Da war ein Schild, wo es zu der einen Institution geht und ich habe gedacht, ich hatte so viele schöne Ideen, dass ich Fotos mache von der Institution und von der anderen und von noch einer anderen, und dass man darüber die ganzen Menschen auch featuren kann.
Aber es ist nichts geworden aus meinem Account für die Arbeit. Ich wurde ausgebremst, meine Ideen konnten nicht zünden. Und natürlich kann ich jetzt sagen, wenn es jemand anderes macht: Diese Idee hatte ich auch. Aber ich hab sie nicht verwirklicht.

2021 festgestellt, dass ich noch viel mehr wachsen kann als ich es mir vorstellbar war.
Ein neues Hobby anfangen und beibehalten, auch noch ein sportliches Hobby. Ich mag das Wort Hobby nicht. Ich gehe jetzt schwimmen und ich nenne das nicht Training, ich nenne das auch nicht Sport. Ich gehe jetzt regelmäßig schwimmen seit Mai und noch viel regelmäßiger als 2020 und ich habe zehn Kilo dabei verloren oder 14. Ich konnte Menschen in meine Wohnung lassen - die Betreuerin weiterhin und Silvie neu.
Ich bin gewachsen mit diesem Urlaub, mit dem Autofahren. Ich bin gewachsen, indem ich mich abgrenze von der Arbeit, indem ich mir etwas erschaffe mit dem Schwimmen zusätzlich neben der Arbeit. Ich bin gewachsen, weil mir diese Art des Datings nicht mehr so viel gibt.
Ich bin gewachsen, weil ich während der Arbeitszeit diese Diagnose mit den HP-Viren bekomme, aber nicht in Panik gerate, nicht sofort nach Hause muss. Man kann da gerade nichts machen und da hieß es, ruhig zu bleiben und das konnte ich.

Wie viel hab ich dieses Jahr weggeschmissen? Also, ich glaube, fast mehr, als wenn ich umgezogen bin früher. So viel Papier, andere Sachen, mindestens sieben Säcke Kleidung, mindestens sechs, sieben paar Schuhe und Stiefel. Und das ist wirklich so: Wenn ich Platz mache für Neues, dann kommt Neues.

Ich bin gewachsen, weil ich diese OP gemacht habe - der dritte Anlauf. Auch noch diese Vorsprache im Westberliner Klinikum, das waren alles wichtige Stationen auf dem Weg zu dieser OP.

Ich bin gewachsen, weil ich mich beworben habe und allein schon durch Bewerben festgestellt habe, was ich kann. Ich schreibe über mich und was ich mache und merke: Du bist ja richtig groß.
Ich bin gewachsen durch diese Vorstellungsgespräche. Ich bin gewachsen durch diese Zusage und die mit der Zusage verbundenen Aufgaben, die mir schwer fielen zu erledigen. Aber plötzlich lief alles wie geschmiert.

Warum machst du so viele Fotos?
Weil ich dann stehen bleiben kann kurz, weil ich mir dann einen Bildausschnitt wähle, weil ich dann das, was ich sehe, noch besser würdige. Und selbst, wenn ich die Fotos später nicht mehr angucke und doch, viele gucke ich wieder an, einige nicht, aber in dem Moment ist es gut stehen zu bleiben, einen Bildausschnitt auszuwählen, das zu würdigen, was ich sehe.
Deshalb mache ich viele Fotos.
Aber ich konnte das nicht beantworten mit Anfang 20. Die haben mein vieles Fotografieren kritisiert und nicht gesehen, dass ich so die Welt verarbeite und wertschätze.

Hier sind viel weniger Leute als am Havelufer da bei der Havelchaussee, bei den Badestellen. Da bleiben bestimmt auch einige, bis es dunkel wird, stoßen da aufs neue Jahr an. Ich bin hier, hab die Insel fast für mich. Die Pfauen rufen sich gegenseitig. Alles richtig gemacht. Das war ein gutes Jahr, ein Wachstumsjahr. Am Ende befreie ich mich auch noch von der Betreuung und weil die Ärztin jetzt so blöd war steht für mich auch fest, dass ich das ganz beende. Wann soll ich denn sonst noch Zeit haben fürs Schwimmen, für Volkshochschulkurse, für Freunde treffen, für AA?

Das Schöne ist doch hier, dass man kein Auto hört. An der Havelchaussee hat man ja leider die Autos. Hier ist man wirklich von Wasser umgeben, man kann sich auf die Bäume konzentrieren, auf die Vögel.

Ich hatte da echt zwei riesengroße Wunden im Hals, zwei blutige Löcher und die wurden zugedeckt von einem gelben Schleim. Es ist kein Schleim, das war Schorf. Im Mund ist das Schorf gelb, hat der Arzt gesagt. Aber die sind jetzt nicht mehr da, diese Löcher, diese Wunden. Die waren schon superschnell zugeheilt. Ich hatte manchmal den Eindruck, als ob da doch Blutspuren auf meiner Zunge sind, dunkles Blut. Aber ich hab akut nichts bluten sehen.

Der Hein vom Heidemeeting sagt, ich hätte jetzt viel größeres Selbstvertrauen, seit ich diese Zusage von der anderen Stelle habe. Ich glaube gar nicht mal, dass das davon kommt, sondern dass mir die Tatsache, dass diese OP nicht so schlimm war wie ich befürchtet hatte, die Tatsache, dass ich das jetzt hinter mir habe, ist so eine Befreiung, so ein glückliches erleichterndes Gefühl. Ich kann schlucken! Ich kann die Zunge schon fast ganz weit rausstrecken! Ich kann sogar schon schwimmen, obwohl der vom Westberliner Klinikum sagte, vier bis sechs Wochen nicht, obwohl er sagte, “Sie gehören zu den Kandidaten, die wir dann wieder sehen zur zweiten OP wegen der Nachblutung”. Es ist alles gut gelaufen Alnatura Kamille, eine pflegende, fürsorgliche Mutter, ein vernünftiges Krankenhaus, eine schnurrende Katze, eine Serie, die ablenkt, Carlotta Vanilleeis, aber leider gab es davon nicht genug.

Jetzt geht’s weiter mit meiner Lesung. Erst das Achtzehnbittengebet, dann “Höre, Israel!” immer wieder unter Tränen. Ich mag den Text von chabad.org lieber als diverse andere Übersetzungen.

Formal, von den Diagnosen her, passe ich da sehr gut rein.
Aber während ich von Frau Rescue, dem Psychiater, dem Betreuerersatzpfleger, der Frau von dem Hilfswerk viel lernen konnte und noch kann, habe ich in denen bei dem Träger immer kein ebenbürtiges, kompetentes Gegenüber gefunden.
Selbst der Ärztin vom SPD mangelt es aus meiner Sicht an Kompetenz und Verlässlichkeit.
So verliert man Menschen, von denen man eigentlich meint, sie haben diese Leistung sehr nötig.
Die Verlängerung wird dringend empfohlen.
Wegen Mangels an Vertrauen und wegen Zielverfehlung beende ich sie genau 1,5 Jahre nach Beginn zu sofort.
Wieso sind nur Beispiele genannt, warum der Träger zu sofort kündigen kann?
Was soll diese Diskriminierung? Auch ein Betreuer könnte mal übergriffig werden gegen den Klienten!
Und sei es, in dem er / sie ganz selbstverständlich meine Stifte benutzt, ohne zu fragen.
Grenzüberschreitung
Sorry
Zu bequem gemacht auf dem Sofa
Auftrag nicht erfüllt
Ich kündige euch.
Meinen Auftrag seid ihr los.
Ich kann euch nicht weiterempfehlen.
Die LTA-Einrichtungen fast alle schon.

Ins Vertrauen gehen, Agatha!
Die Unterlagen sind angekommen.
Die brauchen Leute.
Es wird keine Abfrage beim Lageso stattfinden.
Dürfen die gar nicht.
Wie viele Leute hatten schon mal die Diagnose Depression?
Da könnten die ganzen Bundesbehörden niemanden mehr beschäftigen.

Meine Blutwerte und mein Urin legen ganz klar offen wie trocken und clean ich bin.

Das ist das Tolle an Trockenheit:
Unser Hirn wächst, die Schönheit steigert sich.
Ein Normalo baut ab, trockene Alkoholiker wachsen.

Deshalb gehen so Beziehungen nicht lange gut.
Die bei der Arbeit, die mit der Betreuung.
Deren Entwicklung ist entgegengesetzt.

Es wird alles gut mit der Behörde.
Die brauchen Leute.
Die wollen dich.
Du hast es geschafft!
Du bist da so oft vorbeigefahren.
Du hast es dir gewünscht.
Jetzt passiert es.
Unter 2 dürfen sie dich nicht einstufen.

Ich muss lächeln, wenn ich extra anhalte beim Sommerbad Kreuzberg und und es eingeschneit fotografiere und filme. Das macht wieder total wett, dass die bei dem Blumenladen am Alex kein einziges vernünftiges Bund Rosen hatten.

1,30 Euro Parkgebühr für den Arsch, aber nicht schlimm, weil das gerade so ein glücklicher Moment war. Und weil mir das keiner nehmen wird, meine glücklichen Momente, die ich im Sommerbad Kreuzberg hatte. Und die Reaktivierung, die ich mir immer wieder holen kann, selbst jetzt, wo es geschlossen ist, dieses Glücksgefühl, diese Glückstränen.

Das kann man überhaupt nicht bloggen, dass ausgerechnet die Ölberggemeinde, Emmaus, eine Stadt vor Jerusalem, die Ölberggemeinde zeichnet mir ab, dass ich ich bin. Ich, die auf den Ölberg gestiegen ist einmal, zweimal, die die Aussicht genossen hat, die gestern noch über das Jerusalempanorama gebloggt hat, ausgerechnet diese Gemeinde ebnet mir den Weg zu einer neuen Stelle. Und es geht gar nicht darum, dass das die fantastischste, geilste, phänomenalste Stelle ist. Es geht einfach nur um einen Schritt weiter, was anderes machen. Es geht ums Wachsen, auch sowas wie auf den Ölberg steigen, die Aussicht genießen und beim zweiten Besuch feststellen, ich kann dieses Gefühl vom ersten Ölbergbesuch, das konnte ich leider nicht reaktivieren. Aber diese vielen happysobermoments im Sommerbad Kreuzberg schon. Das auf dem Ölberg, das war wirklich ein ganz besonderer Moment von der Tiefe und Bedeutungsschwere. Das ist natürlich was anderes als einmal, zweimal, dreimal schwimmen.

Aber ich konnte diesen Moment mit Gänsehaut reaktivieren, als ich mit dem Zug aus Jerusalem nach Tel Aviv durch Tunnel gefahren und dann ins Licht gekommen bin und dabei habe ich Avec gehört, Under water. Und ich habe auch gelebt wie unter Wasser, trinken und depressiv, wie unter Wasser und dann bin ich aufgetaucht aus dem Tunnel und aus dem fast abgesoffen sein, fast ertrunken und dann auferstanden wie Christus auf dem Ölberg. Oh, wie bedeutungsschwer!
Spinat und Erdbeermarmelade noch kaufen.

Sehr zufrieden mit dem Tag heute.
Glücklich manchmal.
Überdreht fast.

Wie haben die Erwachsenen die Jugend überlebt?

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