#katy jurado

LIVE

“Zwölf Uhr mittags” (1952) ist viel mehr als “nur” ein Western. Er ist eine Parabel über den Mangel an Zivilcourage und das unwürdige Verhalten ganz “normaler” Bürger gegenüber ihren sich in Bedrängnis befindlichen und gar vom Tode bedrohten Mitmenschen.

Der Drehbuchautor Carl Foreman wurde wegen seiner politischen Überzeugungen vor McCarthys berüchtigtes Komitee zitiert und bat seine Freunde, zu seinen Gunsten auszusagen. Ähnlich wie sein Filmheld Will Kane hat ihn niemand unterstützt. Foreman wurde durch John Wayne einer Schmutzkampagne ausgesetzt, wurde auf die Schwarze Liste gesetzt und sah sich gezwungen, ins Exil nach England zu gehen, um endlich wieder beruflich tätig sein zu können.

Dass der nicht nur in seinen schauspielerischen Mitteln - ganz anders übrigens als Gary Cooper - äußerst limitierte sondern auch erzreaktionäre John Wayne diesen Film zeitlebens als “un-amerikanisch” und den Filmhelden Will Kane als “Feigling” schmähte, ist seiner Ignoranz geschuldet, zu begreifen, was Mut tatsächlich ist, nämlich sich einer Gefahr bewusst zu sein und sich dieser dennoch trotz der eigenen Ängste auszusetzen.

Dass “brave” Bürger sich unter allen möglichen Vorwänden weigern, die Feinde eines gemeinverträglichen Zusammenlebens zu bekämpfen, weil sie selbst sich keiner Bedrohung ausgesetzt fühlen oder gar glauben, von den neuen Machthabern profitieren zu können und wegschauen oder gar Beifall klatschend dabeistehen, wenn ihre Mitmenschen öffentlich gedemütigt und sogar ihrer physischen Vernichtung zugeführt werden, dafür hat gerade die deutsche Geschichte tragische Beispiele in millionenfacher Zahl. Fred Zinnemann, der österreichisch-jüdische Regisseur von “Zwölf Uhr mittags” kam glücklicherweise bereits 1929 nach Hollywood …

loading