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In Stockholm fuhr neulich ein Bus an der eigentlich vorgesehenen Bucht, an mir und den anderen Wartenden, vorbei. Stattdessen hielt er einige Meter weiter und zusammen mit all den anderen verdutzten Menschen sprintete ich zum 50 Meter weiter stehenden Bus, wo uns sodann die Türe geöffnet wurde. Als erster reingehend wurde ich mit einem freundlichen »Tja« begrüßt.

Als deutscher Muttersprachler ist man da natürlich zuerst ziemlich irritiert, hätte nur noch »Pech gehabt« gefehlt »ich hab heute mal etwas weiter vorne gehalten«. Aber so ereignete es sich natürlich nicht.

»Tja« ist in Schweden ein informelles »Hallo«. Es ist die Kurzform für alle, denen »Tjenare« zu lang ist und wird gerne unter Freunden verwendet. Das durchaus bekanntere »Hej« darf hingegen auch formell, z. B. in Geschäftsbriefen verwendet werden.

»Tjenare« hat eine witzige Herkunft und Wandlung erlebt. Ursprünglich kommt es von »jag är eder ödmjuke tjänare«, was heißt: »Ich bin dein demütiger Diener«. Daraus wurde später »mjuke tjänare« (sanfter Diener) und daraus »tjänare« (Diener). Und im Stockholm-Slang wurde es schlussendlich zum »tjenare«.

Wem es nun komisch vorkommt, dass sich die Schweden mit »Diener« begrüßen, dem sei gesagt, dass zumindest in einigen deutschen Dialekten die Praxis allzu ähnlich ist. Mit dem aus dem lateinischen stammenden Wort »Servus« begrüßt man sich gleichfalls mit »der Sklave« bzw. »der Knecht«. Auch hier steht »Servus« in seiner Kürze für »Ich bin Dein Diener«.

Zu den schwedischen Hörbeispielen:
Tjenare
Tja


Quellen:
http://sv.wiktionary.org/wiki/tjenare
http://de.wikipedia.org/wiki/Servus

Foto:
Anita Peppers http://mrg.bz/dbs2EE

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Wenn man gefragt werden würde, was man mit Schweden verbindet, dann ist in den Top-10-Antworten sicherlich auch der Elch zu finden.

Grund genug dem tierischen Namen einmal auf die Fährte zu gehen. Im nordamerikanischen Raum wird der Elch als »moose« bezeichnet. Man könnte sich vorstellen, dass der Name vom Geräusch, das ein Elch von sich gibt herrührt, läge dann allerdings falsch. »Moose« kommt aus einer der Sprachen der nordamerikanischen Ureinwohner (Algonquian von Inuit). Ursprünglich kommt das Wort von »moosu« und beschreibt, dass der Elch Rinde von Bäumen streift, um an Essen zu gelangen.

Älg, Elch und Elk haben wiederum die identische Wurzel im Germanischen. Das Wort ist seit dem 8. Jdh. bezeugt und hat je nach Region verschiedene Veränderungen der Lautgestalt erfahren.

Apropos Lautverschiebung: Wenn ein Schwede »Älgen« (übersetzt: »der Elch«) sagt, dann klingt das so. Also nicht direkt mit extraterrestrischen Lebewesen rechnen.

Trivia:
- Der nordamerikanische ist größer und nicht so rötlich wie der europäische Elch, daher konnte sich der Name »Elk« dort nicht durchsetzen
- Das Warnschild vor Elchwechsel ist das meist geklaute Souvenir in Schweden
- Elche sind annähernd blind
- Laut Statistik stößt der Elch 5.000 Mal pro Jahr mit einem Auto in Schweden zusammen
- Die schwedische Elchpopulation beträgt rund 400.000 Tiere
- Da der Elch in Schweden mit der beinahe Ausrottung des Wolfes und des Bären keine natürlichen Feinde mehr hat, werden zur Jagdsaison im September und Oktober jährlich 100.000 Tiere erschossen.
- Am Elch-Schild auf dem Heck eines Autos erkennt man außerhalb Schwedens einen Fan, innerhalb Schwedens outet man sich als Tourist
- Die Wohlfühltemperatur von Elchen liegt bei minus 20 bis plus 10 Grad. Temperaturen von minus 50 Grad machen dem Riesen nichts aus.
- Das Geweih heißt bei Elchen Schaufel. Es wird einmal pro Jahr im Januar/Februar abgeworfen.

Quellen:
http://www.etymonline.com/index.php?term=moose
http://de.wiktionary.org/wiki/Elch
http://en.wikipedia.org/wiki/Elk
http://runeberg.org/svetym/1296.html
Antje Rávic Strudel (2012): Gebrauchsanweisung Schweden. Piper.

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